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MVB 32: „Anfang auf der Sopranblockflöte“ Band 2

Ein Lehrwerk für Sopranblockflöte - konzipiert für den Gruppen- und Klassenunterricht. Der Flötenbär führt vom ersten Ton an durch die Schule für Sopranblockflöte in 3 Bänden mit insgesamt 150 durchgehend mehrstimmigen Musiksätzen. Die Liedtexte stehen unter den Noten. Behandelt werden Themen wie Atmung, Haltung, Artikulation, Zusammenspiel und Pflege der Blockflöte. Dazu kommen Hinweise zum richtigen Üben und Vorspielen. Daneben ist genügend Platz zum Eintragen von eigenen Übungen oder kleinen Kompositionen. Die Lehrkraft hat methodische Freiheit mit hoch motivierendem Notenmaterial. Ein nahtloser Übergang zu den Schulen für Altblockflöte ist leicht möglich.
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Vorwort
Liebe Eltern, liebe Kolleginnen und Kollegen,

„Ich kann schon auf meiner Flöte spielen“ sollen stolz die Kinder bereits nach der ersten Flötenstunde, auf die sie mit großer Spannung gewartet haben, berichten dürfen. Motivation durch den eigenen Erfolg sowie durch das Erlebnis des gemeinsamen Musizierens stehen im Vordergrund der vorliegenden Schule für Sopranblockflöte.

Im Gegensatz zu bisherigen Blockflötenschulen sind die Musikstücke durchgehend mehrstimmig und meist mit einer rhythmischer Begleitung notiert. Hierdurch werden von Anfang an die Spielpartner mit in das musikalische Geschehen einbezogen. Das Umsetzen des Notentextes lediglich nach erlernten handwerklichen Anweisungen, jedoch ohne Beachtung der mitspielenden Partner, wird somit vermieden. Dagegen soll das Erlebnis des eigenen Musizierens als Teil eines Ganzen sowie unbedingt von Anfang an eine rhythmische Sicherheit gefördert werden. Musikalisch richtig erklingt eine Melodie erst bei einer Freiheit gegenüber dem Notentext verbunden mit einem rhythmischen Grundgefühl.

Das vorliegende Schulwerk beinhaltet altersgemäßes, progressiv angeordnetes Spielmaterial in klarer, überschaubarer Anordnung. Sämtliche Begleitstimmen sind für die Schüler vom technischen Niveau her zum aktuellen Stand spielbar. Schwierigere „Lehrerstimmen“ gibt es nicht. Bei den Musikstücken mit drei Melodiestimmen kann die Lehrkraft jedoch zur klanglichen Abrundung die unterste Stimme z.B. auf einer Tenorblockflöte mitspielen. Sämtliche musikalischen Zeichen sind zum jeweiligen Zeitpunkt bereits erklärt. Die notwendigen Informationen stehen in deutlich erkennbaren Merkboxen. Auf weitere didaktische Zusätze wird bewusst verzichtet, um die Lehrkraft nicht in der Methodik einzuschränken. Durch das Ausmalen der Zeichnungen gestaltet jeder Schüler sein persönliches Buch nach seinem Geschmack.

Anfang auf der Sopranblockflöte erscheint in drei Bänden und ist sowohl für den Einzel- insbesondere aber für den Gruppenunterricht für Kinder ab einem Alter von etwa sechs Jahren konzipiert und über Jahre erprobt. Die Gruppenstärke sollte möglichst bei 2 oder 3, maximal jedoch bei 5 Kindern liegen, um das Ziel eines sicheren Erfassens von Melodie, Harmonie und Rhythmus innerhalb des musikalischen Gesamtgeschehens zu gewährleisten - unabhängig davon, ob die Blockflöte Übergangs- oder Hauptinstrument ist bzw. bleibt. Für den Übergang zur Altblockflöte ist im gleichen Verlag das dreibändige Lehrwerk „Die Altblockflöte - Grundlagen, Lehrgang, Literatur“ (MVB 41-43) erschienen.

Die musikalische Notation ist abstrakt. Sie wird deshalb zunächst den (hoffentlich) bekannten Liedern zugeordnet; erst nach und nach wird umgekehrt der Klang aus der Notation gewonnen. Daher empfiehlt sich unbedingt, die Lieder vor dem Spielen zu singen, weshalb die Texte konsequent unterlegt sind. Die Parallele der Entwicklung eines Kindes mit der gesamten Menschen- bzw. Musikgeschichte verbietet die Atonalität für den Anfangsunterricht von selbst; sie ist den Kindern noch fremd. Ebenso sind die heutzutage offenbar zum pädagogischen Muss gewordenen „kreativen Klangspiele“ mit der Blockflöte durchaus kein Grundbedürfnis der Kinder. Sie können aber je nach Schülerdisposition sinnvoll in den Unterricht eingebaut und mit gemeinsam gefundenen Zeichen notiert werden. Jedoch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass die wenigsten Kinder „Vogelzwitschern auf dem Flötenkopf“, „Sirenentöne“ o.ä. zu Hause üben.

Bezüglich des Anspruchs an Perfektion haben Kinder oft eine größere Toleranz als ihre Lehrkräfte. Es ist sinnlos, ein Lied noch einmal aufzugeben, wenn die eigene Ausführung dem Kind genügt. Es werden darum genügend Übungsstücke zur Verfügung gestellt, so dass dasselbe technische Problem auch im nächsten Stück mitgeübt werden kann. Zur Sicherung des Erlernten wird immer wieder auch auf leichtere Stücke zurückgegriffen. Das „Neue Spielbuch für zwei Sopranblockflöten“, welches im gleichen Verlag erschien (MVB 36), ist parallel zu diesem Schulwerk aufgebaut und bietet noch weitere Literatur. Um das häusliche Üben effektiv zu gestalten, sollte die Lehrkraft die Stücke im Unterricht gut vorbereiten und dabei schwierige Passagen konkret umkringeln mit einer Anweisung wie: „zuerst fünf mal diese Stelle spielen, dann erst das ganze Lied.“ Wenn möglich sollten sich die Kinder einer Gruppe auch zwischen den Unterrichtsstunden privat zu Hause zum gemeinsamen Musizieren treffen. Neben dem musikalischen Erfolg bilden sich hier leicht freundschaftliche Beziehungen, die motivierend sind und in einer „schweren Zeit“ vielleicht auch ausschlaggebend für das Weitermachen sein können.

Die Haltung
Die Blockflöte kann in natürlicher, aufrechter Haltung sowohl im Sitzen als auch im Stehen gespielt werden. Beim Sitzen ist darauf zu achten, dass die Beine nicht in der Luft baumeln, sondern beide Fußflächen auf dem Boden aufliegen. Die Schultern hängen locker, die Ellbogen werden nicht gegen den Oberkörper gepresst, aber auch nicht unnatürlich angehoben, der Kopf wird hoch genommen („Horizontblick“). Die Noten auf dem unentbehrlichen Notenständer stehen beim Üben mindestens einen Meter entfernt in Augenhöhe. Auf keinen Fall liegen sie flach auf dem Tisch, so dass sich das Kind nach vorne beugen müsste.

Die Atmung
Der Vorteil eines Blasinstruments ist die Notwendigkeit, sich mit dem Atmen zu beschäftigen. Zunächst atmen wir nicht, weil wir keine Luft mehr haben, sondern grundsätzlich nur zur sinnvollen Gliederung des Stückes. Jeder Instrumentalist oder Sänger atmet am Anfang eines Musikstücks oder eines neuen Abschnitts ein, so auch der Bläser, der sich dies bewusst machen muss. Wichtig ist also nicht die Frage, wie weit ich mit einem Atem komme, sondern, dass ich das Atmen der Länge des folgenden Abschnitts und vor allem auch dem Charakter des Musikstückes anpasse (schneller Satz - schnelles Atmen, langsamer Satz - langsames und ruhiges Atmen). Bei jedem Einsatz kann und sollte dies von den Schülern gleich mitgeübt werden.

Wir atmen stets durch den Mund! Der für eine beherrschte Einatmung und für das Ausströmen der Luft, damit für die Tongebung verantwortliche Muskel ist das Zwerchfell. Es ist wie eine Kuppel gewölbt und trennt Bauch- und Brustraum voneinander. Beim Einatmen wird die Kuppel abgeflacht, die Bauchmuskulatur dehnt sich, der Bauch wird fühlbar und sichtbar dicker. Beim Ausatmen zieht sich die Bauchdecke wieder zusammen, das Zwerchfell wölbt sich wieder. Es „stützt“ dabei den Luftstrom. Für Kinder führt die Vorstellung des aktiven „Atmens“ gerne zu einem Einatmen der Luft in den oberen Teil der Lunge, wodurch sich die Schultern heben. Ein Kontakt zum Zwerchfell ist dann nicht vorhanden, eine Führung des Luftstroms nicht möglich. Besser ist die Vorstellung, die Luft in den unteren Teil der Lunge „einströmen“ zu lassen. Atemübungen wie die folgenden sollten in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden. Die Beherrschung des Atems ist nicht nur Grundlage für die Schönheit des musikalischen Tons, sondern wirkt sich auf die gesamte musikalische Gestaltung sowie sogar auch auf scheinbar rein fingertechnische Abläufe positiv aus.

A) Übungen zur Lockerung des Zwerchfells:
1. bei geöffnetem Mund Hecheln wie ein Hund,
2. „tsch tsch tsch“ wie die alte Dampfeisenbahn.

B) Übungen zum Einströmen der Luft:
1. durch die Nase den Duft einer Blume genießerisch und in Ruhe einströmen lassen,
2. freudig überrascht durch den Mund die Luft einfallen lassen, was die normale Flötenatmung ist.

C) Übungen zur Führung des Atems:
1. die Samenfäden einer Pusteblume mit einem langen Blasen wegpusten - ohne die letzte Luft herauszupressen,
2. mit einem gleichmäßigen Luftstrom eine Kerzenflamme anpusten, so dass sie sich neigt, nicht aber ausgeht.

Die Übstunde
Atemübungen bieten neben dem Erfolg des richtigen Atmens die Möglichkeit physisch und psychisch zur Ruhe zu kommen. Sie sollten am Anfang einer jeden Stunde bald zur Regel werden, damit sich das Kind frühzeitig an den Ablauf sowohl der Unterrichtsstunde als auch des täglichen Übens zu Hause gewöhnt:
1. Entspannungs- bzw. Atemübung, 2. Tonleitern und Dreiklänge (s. Band drei), 3. Übungen oder Übungsstücke (Etüden), 4. Vortragsstücke.

Die Artikulation
Die verschiedenen Arten der Artikulation werden ganz bewusst erst im dritten Band behandelt. Bis dahin ist das klangliche Ziel das „Nonlegato“, die normale Spielart auf der Blockflöte, bei der die Töne leicht voneinander abgesetzt werden. Bei Liedern wird auf den Bindebogen über mehreren Tönen, die einer einzelnen Silbe zugeordnet sind, verzichtet, um dadurch nicht ein oft unschönes „Legato“, bei dem nur der erste Ton einen Zungenstoß bekommt, zu provozieren.

Das Zusammenspiel
Eine Grundidee der vorliegenden Blockflötenschule ist das gemeinsame Musizieren von Anfang an. Die einzelnen Stimmen können selbstverständlich auch von anderen Instrumenten übernommen werden. Neben einer Offenheit für das musikalische Gesamtgeschehen beinhaltet das Zusammenspiel weitere wichtige Übungen: zunächst müssen die Instrumente auf die gleiche Stimmhöhe gebracht werden. Dabei muss der einzelne Stimmton ohne Wackeln mit der Blasintensität geblasen werden, mit der das folgende Stück gespielt wird. Gestimmt wird nach dem a der tiefsten Flöte. Die anderen Flöten werden durch Ausdrehen des Kopfstückes angepasst. Weitere für das betreffende Musikstück wichtige Töne (Anfangs- oder Schlusston usw.) sollten verglichen werden. Spielen Instrumente mit fixer Tonhöhe mit (z.B. Klavier, Cembalo, Orgel, Akkordeon), geben diese den Stimmton an; Gitarren oder Streichinstrumente richten sich nach der Flöte. Das Stimmen der Instrumente sollte von den Kindern aufmerksam verfolgt werden. Möglichst bald dürfen sie schon selbst ein Urteil bezüglich der Stimmhöhen abgeben. Der Einsatz wird nur durch bewusstes Einatmen ohne Worte gegeben, was von allen Kindern geübt wird. Die Intonation wird an Eckpunkten überprüft. In regelmäßigen Abständen wird das Erarbeitete auch vorgespielt.

Das Vorspielen
Hier erfahren die Kinder eine wichtige Selbstbestätigung. Möglichst in der Gruppe wird ein Stück vorgetragen, das deutlich leichter als der letzte technische Stand ist. So braucht keine übertriebene Aufregung aufzukommen - zumal wir ja zur Freude der Zuhörer spielen. Dennoch ist auch der kleinste Vortrag für die Schüler ein wichtiges und ernst zu nehmendes Ereignis. Neben dem Alltagskompromiss, mit dem ein Stück nach einiger Zeit als für das momentane Niveau genügend gekonnt abgelegt wird, bietet das Vorspiel die Möglichkeit, zur besseren Ausarbeitung auch einmal länger bei einer Komposition zu verweilen. Vorgespielt wird grundsätzlich im Stehen, wobei der Notenständer etwas tiefer als beim Üben gestellt wird, damit der Klang über den Notenständer hinweg in den Raum gehen kann.

Behandlung und Pflege der Blockflöte
Wichtig für die Ernsthaftigkeit, mit der ein Kind seine musikalische Ausbildung verfolgt, ist die Achtung vor seinem eigenen Instrument - gerade, wenn dieses ein so unscheinbares ist wie die Blockflöte. Daher sollten schon die Kinder wissen: Die Blockflöte ist ein wertvolles Musikinstrument, das gut gepflegt werden muss. Direkte Sonneneinstrahlung, Hitze oder Kälte sind zu vermeiden. Die Zapfen müssen immer wieder mit Vaseline eingerieben werden, spätestens dann, wenn es beim Zusammenfügen der Einzelteile durch Drehbewegung (!) knackst. Auf einem neuen Instrument sollte nicht länger als täglich 5 bis 15 Minuten gespielt werden, damit sich das Holz an die beim Blasen entstehende Feuchtigkeit und Wärme gewöhnt. Ganz wichtig: immer muss vor jedem Spiel, so auch vor der Flötenstunde oder dem Üben zu Hause, mindestens das Kopfteil der Flöte durch und durch angewärmt werden (z.B. in der Hosentasche oder unter dem Pullover). Nur so kann die Entstehen von Kondenswasser im Windkanal verringert bzw. vermieden werden, durch welches die Flöte „heiser“ wird oder gar „verstopft“. Nach dem Spiel werden die Einzelteile trocken gewischt und in den offenen Kasten zum Nachtrocknen gelegt.

Achtung vor dem Instrument und vor der Musik, die damit gespielt werden kann, sollten erfahren werden und dazu führen, dass sowohl beim Spiel als auch bei der Pflege die Blockflöte liebevoll behandelt wird.

Freude und Erfolg beim Musizieren wünscht Ihnen und Ihren Kindern bzw. Schülerinnen und Schülern

Johannes Bornmann
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