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MVB 42: „Die Altblockflöte“ (Grundlagen, Lehrgang, Literatur) Band 2

Schule für Altblockflöte in 3 Bänden: vom allerersten Ton bis zur anspruchsvollen Sonate. Insgesamt 150 motivierende, durchgehend mehrstimmige Musiksätze; Liedtexte unter den Noten, Akkordangaben, oktavierte Notation, Übungen, Platz für eigene Stücke. Dazu Abschnitte über den Aufbau der Blockflöte, die Tonentstehung, über historisch Interessantes, Angaben zur Artikulation sowie zur Interpretation und zur Aufführung. Die Lehrkraft hat methodische Freiheit mit ausgiebigem, motivierenden Notenmaterial.

Die 3 Bände MVB 41-43 sind mit den 3 Bänden MVB 91-93 in der Literaturauswahl weitgehend identisch. In MVB 41-43 werden etliche Sätze sowohl in normalen Violinschlüssel als auch im oktavierten Violinschlüssel notiert, um die sog. „oktavierte Notation“ zu üben. Diese Übungen entfallen in MVB 91-93 zugunsten interessanter Informationen zur Musik, zur Blockflöte und ihrer Spielweise.
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Vorwort
Den lebendigen Unterricht einer guten Lehrkraft kann eine Instrumentalschule nicht ersetzen. Neben der Motivation zum Vorwärtskommen und dem Vorbild durch die Lehrkraft ist die stete behutsame Korrektur von Haltung, Atmung und Tonbildung sowie eine Schulung des Gefühls für melodische, rhythmische und harmonische Abläufe, für die gesamte musikalische Empfindung und Gestaltung notwendig. Ziel des vorliegenden Schulwerks ist es daher, Material für einen lebendigen und kurzweiligen Unterricht auf der Altblockflöte zu bieten, der motiviert und neugierig macht, der nicht nur zum richtigen, sondern zugleich auch zum aktiven musikalischen Spielen führt. Dabei ist eine Einengung auf originale Blockflötenliteratur nicht sinnvoll, denn gerade der Anfangsunterricht gewinnt sein musikalisches Leben aus dem Kennenlernen der verschiedenen Stilrichtungen, aus dem Kontakt zu unterschiedlichen Musikkulturen.

Das vorliegende Schulwerk „Die Altblockflöte“ bietet in 3 Bänden mit insgesamt 150 mehrstimmigen Musikstücken Material für den Unterricht vom ersten Flötenton bis zur Interpretation anspruchs-vollerer Barocksonaten. Sämtliche Begleitstimmen sind für die Schüler/innen vom technischen Niveau her zum aktuellen Stand spielbar. Schwierigere „Lehrerstimmen“ gibt es nicht. Lediglich in den ersten beiden Abschnitten (vor Einführung des h') beinhalten die Begleitstimmen einige Töne, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht erlernt wurden. Die Stimmbezeichnungen sind dann etwas kleiner und in Klammern gesetzt. Für eigene individuelle Übungen stehen auf den Seiten 46 und 47 leere Notensysteme zur Verfügung.

Die oktavierte Notation wird von Anfang an als selbstverständlich mit einbezogen. Sie ist für die Altblockflöte unumgänglich und braucht somit später nicht gesondert erlernt zu werden.

Die verschiedenen Formen der Artikulation werden bewusst erst im zweiten Band ausführlich behandelt. Bis dahin ist das klangliche Ziel das „Nonlegato“, die normale Spielart auf der Blockflöte, bei der die Töne leicht voneinander abgesetzt werden. Selbstverständlich können und sollten auch schon vorher die vielen Stufen zwischen kurzem „Staccato“ und breitem „Portato“ sowie zwischen einem harten und weichen Zungenstoß ausprobiert werden, um unterschiedliche Artikulationen zu realisieren. Das wirkliche „Legato“ (Folgetöne ganz ohne Zungenstoß) ist dagegen nicht typisch für die Blockflöte und kann zunächst weitgehend zurückgestellt werden. Daher wird bei Liedern auf den Bindebogen über mehreren Tönen, die einer einzelnen Silbe zugeordnet sind, auch verzichtet.

Die progressive Anordnung in der technischen Schwierigkeit der Musikstücke wird öfters bewusst unterbrochen. An diesen Stellen ist vermehrt auf ein flüssiges Tempo, auf differenzierte Tongestaltung und musikalischen Ausdruck zu achten. Musikalische Gestaltung kann erst bei Überlegenheit über den technischen Problemen beginnen. Auch das einfachste Stück tonlich sauber und musikalisch überzeugend zu interpretieren ist schwer.

Auch Verzierungen werden aus dem selben Grund erst verhältnismäßig spät in einem fortgeschritteneren Stadium (in Band 2) behandelt. Sie sollen die Interpretation beleben, auf keinen Fall den musikalischen Fluss hemmen. Selbstverständlich steht es frei, hierfür auch einen früheren oder späteren Zeitpunkt zu wählen.

In natürlicher, aufrechter Haltung kann die Blockflöte sowohl im Sitzen als auch im Stehen gespielt werden. Beim Sitzen ist jedoch darauf zu achten, dass die Beine nicht in der Luft baumeln, sondern beide Fußflächen auf dem Boden stehen können. Die Schultern hängen locker, die Ellbogen werden nicht gegen den Oberkörper gepresst, aber auch nicht unnatürlich angehoben, der Kopf wird hochgenommen („Horizontblick“). Die Noten auf dem unentbehrlichen Notenständer stehen beim Üben mindestens einen Meter entfernt in Augenhöhe. Auf keinen Fall liegen sie flach auf dem Tisch, so dass man sich beim Spielen nach vorne beugen müsste.

Die Atmung beachten zu müssen und sich mit ihr beschäftigen zu müssen, ist ein großer Vorteil eines Blasinstruments. Zunächst atmen wir nicht, weil wir keine Luft mehr haben, sondern grundsätzlich nur zur Gliederung des Stückes. Jeder Instrumentalist atmet am Anfang eines Musikstücks oder eines Abschnitts ein, so auch der Bläser, der sich dies bewusst macht. Wichtig ist also nicht die Frage, wie weit ich mit einem Atemzug komme, sondern dass ich das Atmen der Länge des folgenden Abschnitts und vor allem dem Charakter des Musikstückes anpasse (schneller Satz - schnelles Atmen, ruhiger Satz - ruhiges Atmen). Da hierfür eine musikalische Vorstellung des Folgenden notwendig ist, kann und sollte dies z.B. beim Einsatzgeben gleich mitgeübt werden. Wir atmen stets durch den Mund!

Der für eine beherrschte Atmung, für das Ausströmen der Luft und damit für die Tongebung verantwortliche Muskel ist das Zwerchfell. Es ist wie eine Kuppel gewölbt und trennt Bauch- und Brustraum voneinander. Beim Einatmen wird die Kuppel abgeflacht, die Bauchmuskulatur dehnt sich, der Bauch wird fühlbar und sichtbar dicker. Beim Ausatmen zieht sich die Bauchdecke wieder zusammen, das Zwerchfell wölbt sich wieder. Es „stützt“ dabei den Luftstrom und kontrolliert ihn.

Die Vorstellung des aktiven „Atmens“ kann zu einem Einatmen der Luft in den oberen Teil der Lunge führen, wodurch sich die Schultern anheben. Der Kontakt zum Zwerchfell ist dann nicht vorhanden, eine Führung des Luftstroms nicht möglich. Besser ist die Vorstellung, die Luft in den unteren Teil der Lunge „einströmen“ zu lassen.

A) Übungen zur Lockerung des Zwerchfells:
1. bei geöffnetem Mund hecheln wie ein Hund;
2. „tsch tsch tsch“ wie die alte Dampfeisenbahn.

B) Übungen zum Einströmen der Luft:
1. durch die Nase den Duft einer Blume sanft und genießerisch einströmen lassen;
2. freudig überrascht durch den Mund die Luft einfallen lassen, was die normale Flötenatmung ist.

C) Übungen zur Führung des Atems:
1. die Samenfäden einer Pusteblume mit einem
langen gleichmäßigen Blasen wegpusten;
2. mit einem geraden Luftstrom eine Kerzenflamme anpusten, so dass sie sich neigt, nicht aber ausgeht.

Atemübungen sollten in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden. Die Beherrschung des Atems ist nicht nur Grundlage für die Schönheit des musikalischen Tons, sondern wirkt sich auf die gesamte musikalische Gestaltung sowie auch auf scheinbar rein fingertechnische Abläufe positiv aus.

Zu Anfang einer Übstunde sollten Atemübungen bald zur Regel werden. Sie bieten neben dem Erfolg des richtigen Atmens die Möglichkeit, physisch und psychisch zur Ruhe zu kommen. Der folgende regelmäßige Ablauf einer Unterrichts- oder Übstunde ist sinnvoll:

1) Entspannungs- bzw. Atemübung;
2) Tonleiter- und Dreiklangsübung;
3) Übungsstücke (Etüden);
4) Vortragsstücke.

Das Zusammenspiel ist eine Grundidee der vorliegenden Blockflötenschule. Hierdurch werden von Anfang an die Partner mit einbezogen und das Erlebnis des eigenen Musizierens als Teil eines Ganzen gefördert. Die einzelnen Stimmen können selbstverständlich auch von anderen Instrumenten übernommen werden. Neben einer Offenheit für das musikalische Gesamtgeschehen beinhaltet das Zusammenspiel weitere wichtige Übungen: zunächst müssen die beteiligten Instrumente auf die gleiche Stimmhöhe gebracht werden. Dabei muß der einzelne Stimmton ohne Wackeln mit der gleichen Blasintensität geblasen werden, mit der das folgende Stück gespielt wird. Bei Altblockflöten wird möglichst nach dem d'' der tiefsten Flöte gestimmt. Die anderen Flöten werden durch Ausdrehen des Kopfstückes angepasst. Weitere für das betreffende Musikstück wichtige Töne (Anfangs- oder Schlusston usw.) sollten verglichen werden. Spielen Instrumente mit fixer Tonhöhe mit (z.B. Klavier, Cembalo, Akkordeon), geben diese den Stimmton an. Gitarren oder Streichinstrumente richten sich nach der Blockflöte. Das Stimmen der Instrumente sollte als Hörübung sehr aufmerksam verfolgt werden.

Das Vorspiel ist eine wichtige Möglichkeit der Selbstüberprüfung und Selbstbestätigung. Zunächst noch nicht solistisch, sondern in der Gruppe wird ein Stück vorgetragen, das deutlich leichter als der letzte technische Stand ist. So braucht keine übertriebene Aufregung aufzukommen, zumal ja zur Freude der Zuhörer musiziert (und nicht exerziert) wird.

Neben dem Alltagskompromiss, mit dem ein Stück nach einiger Zeit als genügend gekonnt abgelegt wird, bietet das Vorspiel die Möglichkeit, zur besseren Ausarbeitung auch einmal länger bei einer Komposition zu verweilen. Vorgespielt wird grundsätzlich im Stehen, wobei der Notenständer etwas tiefer als beim Üben gestellt wird, damit der Klang über den Notenständer in den Raum gehen kann.

Die Blockflöte ist äußerlich ein recht unscheinbares Instrument. Sie hat jedoch eine lange Tradition als wertvolles Instrument der Volks- und Kunstmusik. Wichtig für die Ernsthaftigkeit und damit auch für das Ergebnis einer musikalischen Ausbildung ist die Achtung vor dem Instrument und vor der Musik, die damit gespielt werden kann.

Freude und Erfolg beim Musizieren wünscht
Johannes Bornmann
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