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MVB 66: Heinrich Ignaz Franz von Biber: „Sonata pro Tabula à 10“

Heinrich Ignaz Franz von Biber wurde am 12. 8. 1644 in Wartenberg, Böhmen geboren und starb am 3. 4. 1704 in Salzburg. Seit 1673 stand er im Dienst am Hofe des Fürsterzbischofs von Salzburg, wo er, abgesehen von Hof- und Konzertreisen, bis zu seinem Lebensende blieb. 1684 erhielt er den Titel des Truchsess. 1690 wurde er vom Kaiser Leopold I geadelt. Seine Konzertreisen ließen ihn an den europäischen Höfen als Komponist, vor allem aber auch als Violinvirtuose berühmt werden. Charles Burney bezeichnet Biber 100 Jahre später als den größten Geigenkünstler des 17. Jahrhunderts. Die doppelchörige „Sonata pro Tabula à 10“ ist für Flötisten und Streicher eine gleichermaßen wunderschöne und dankbare Komposition.
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Nachwort
Heinrich Ignaz Franz von Biber wurde am 12. 8. 1644 in Wartenberg, Böhmen geboren und starb am 3. 4. 1704 in Salzburg.

Der Ort seiner musikalischen Ausbildung ist nicht bekannt, möglicherweise war er Schüler von Heinrich Schmelzer in Wien. Sein erstes bekanntes Wirken war eine Anstellung als Kammerdiener und Kapellmeister des Fürstbischofs Karl Liechtenstein-Kastelkorn von Olmütz, der häufig in Kremsier residierte und eine ausgezeichnete Kapelle unterhielt. Es war damals durchaus üblich, dass das Personal solcher Hofhaltung nach den musikalischen Fähigkeiten ausgesucht wurde. Es hatte für Haus und Hof zu sorgen und bildete zugleich die Kapelle. Obwohl man mit Biber sehr zufrieden war, behagte diesem selbst seine Doppelstellung nicht. Als er 1670 beauftragt wurde, bei dem berühmten Geigenbauer Jakob Stainer in Absam, Tirol Instrumente abzunehmen, nutzte er die Gelegenheit und kehrte „aus ungeklärten Umständen“ nicht mehr zurück. In einem Brief von Johann Heinrich Schmelzer an Liechtenstein vom 9. November 1670 ist erklärend von einem „schändlichen Missbrauch des Kammerdieners Franz Biber“ die Rede.

Seit 1673 stand er im Dienst am Hofe des Fürsterzbischofs von Salzburg, wo er, abgesehen von einigen Hof- und Konzertreisen, bis zu seinem Lebensende blieb. 1679 wurde er zunächst Vize-, 1684 dann Hauptkapellmeister. Gleichzeitig erhielt er den Titel des Truchsess. 1690 wurde er vom Kaiser Leopold I, dem er bereits 1673 persönlich vorspielen durfte, geadelt. In dem Salzburger Regenten Fürst Max Gandolph hatte Biber einen wohlgesinnten Gönner, dem er sämtliche bis zu dessen Tode (1687) herausgegebenen Werke widmete. Seine Reisen ließen ihn an den europäischen Höfen als Komponist, vor allem aber auch als Violinvirtuose berühmt werden wie Johann Mattheson in seinen „Grundlagen einer Ehrenpforte“ (1740) bestätigte. Charles Burney bezeichnet Biber 100 Jahre später als den größten Geigenkünstler des 17. Jahrhunderts.

Eine besondere Spezialität Bibers in seinen frühen Jahren war die im 17. Jahrhundert in Deutschland verbreitete Verwendung der Skordatur, der „Umstimmung“ der Violine. Das hierdurch gepflegte doppelgriffige Spiel betrachtet das musikalische Geschehen mehr von seiner harmonischen Seite, während die italienischen Barockgeiger mehr das einstimmige, lineare Spiel bevorzugten. Bereits in seinen Violinsonaten von 1681 hatte sich Biber aber von der Skordatur abgewandt und erkannt, dass die normale Quintenstimmung dem Charakter der Violine am besten entspricht.

Von Bibers Kompositionen sind hervorzuheben: 16 Violinsonaten (Mysteriensonaten) (um 1674), acht Violinsonaten mit B.c. (1681), zwölf 4-5st. Sonaten (1681), Vespern und Litaneien mit Instrumentalbegleitung (1693). Von seinen Opern ist nur das Manuskript von „Chi la dura la vince“ (1687) erhalten.

Die Stimmen der beiden Chöre der vorliegenden „Sonata pro Tabula à 10“ sind gleicherweise notiert. Die originalen Schlüssel sind in der Partitur vorangestellt. Der Flötenchor steht im Original also eine Oktave tiefer. Tatsächlich klingt die Sonate in der originalen Tonhöhe auch wesentlich schöner. Doch sollten dann die Streichinstrumente durch Gamben besetzt werden, um die Flöten nicht zu überdecken. Die angegebenen Temporelationen sind ein Vorschlag des Herausgebers. Im Generalbass wurden einige Ziffern in Klammern ergänzt.
Epilogue
Heinrich Ignaz Franz von Biber was born on August 12, 1644 in Wartenberg, Böhmen and died on April 3, 1704 in Salzburg.

Where he received his musical training is uncertain, possibly he was a pupil of Heinrich Schmelzer in Vienna. His first employment was the post of orchestra director and valet to Fürstbischof Karl Liechtenstein-Kastelkorn von Olmütz, who often resided in Kremsier and maintained an outstanding orchestra. It was often the case that the staff at court at that time was chosen on the strength of their musical abilities. They were not only responsible for the maintenance of house and court, but were also given the task of putting together an orchestra. Although his employers were pleased with Biber he was not contented with the double tasks. Biber was instructed to procure several violins from the Tirolean violin maker Jakob Stainer in Absam, and took advantage of the opportunity to leave due to „unspecified reasons“. In a letter from Johann Heinrich Schmelzer to Liechtenstein on Nov. 9, 1670 there is mention of „shameful abuse of Biber the valet“.

From 1673 till the end of his life, Biber served at the court of the Princebishop of Salzburg, apart from a few concerts and concert trips. 1679 he became vice-, then in 1684 head conductor. At the same time he received the title of Truchsess. In 1690 he was knighted by Kaiser Leopold I, for whom he had already personally performed. In the person of Prince Max Gandolph who reigned in Salzburg then, Biber had found a well-disposed patron to whom he dedicated all of the works which were published till his death in 1687. In his „Grundlagen einer Ehrenpforte“ from 1740, Johann Mattheson confirms the fact that Biber had become famous through his many court concerts and appearances as a violin virtuoso. One hundred years later Charles Burney regarded him as the greatest violinist of the seventeenth century.

In his younger years one of Bibers specialities was the use of scodatura, a tuning system wide spread in Germany during the seventeenth century. The corresponding chordal art of playing took into account the harmonic aspect of the music. The Italian baroque violinists preferred the single melody, linear way of playing. Already in his violin sonatas of 1681 Biber shunned the scodatura and recognized that the conventional violin tuning in fifths better suited the character of the instrument.

Some of Bibers outstanding compositions are 16 Sonatas for violin (about 1674), 8 sonatas for violin with B.c. (1681), 12 sonatas for four or five voices (1681), „Vespern und Litaneien“ with instrumental accompaniment (1693). From his opera „Chi la dura la vince“ (1687) only a manuscript remained.

The parts of the two choirs in the „Sonata pro Tabula à 10“ are all notated identically. The original clefs are notated at the beginning of the score. The flute group is therefore originally an octave lower. The composition actually sounds better at the original pitch as long as the string parts are replaced by quieter sounding viola da gambas. The given tempo relationships are a suggestion of the publisher. In the figured bass some of the numbers have been completed in brackets.
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