Klangbeispiel:
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MVB 104: Jacob van Eyck, 12 Duette mit Variationen für Tenor- und Bassblockflöte

Die umfangreiche Sammlung von Musik für Blockflöte, die der von Geburt an blinde Komponist, Glockenspielmeister und Flötenspieler Jacob van Eyck (ca. 1589/1590-1657) hinterließ, gehört zur Standardliteratur für Blockflöte. Sie besteht vor allem aus Variationsfolgen, die van Eyck über damals beliebte Lieder, Choräle, Tänze oder andere Melodien seiner Zeit improvisierte, komponierte und aufschreiben ließ.

Die zwölf Duette unserer Ausgabe sind den zwei Bänden des „Fluyten Lust-Hof“ entnommen, die 1649 bzw. 1654 erschienen. Fünf Duette sind schon im Original zweistimmig. Die restlichen sieben Duette sind bei van Eyck einstimmig, wurden durch Unterlegung einer zweiten Stimme zu Duetten. Diese zweite Stimme stammt entweder aus damaligen Kompositionen, z.B. von John Dowland oder aus der Sammlung „t’Uitnement Kabinet“ oder nach zeitgenössischen Mustern aus der Feder des Herausgebers. Auf diese Weise entstand eine herrliche Sammlung frühbarocker Duette mit Variationen von Jacob van Eyck.

Die Sammlung ist in zwei Fassungen erhältlich, die inhaltlich gleich sind. Der Band MVB 103 ist für Sopran- und Altblockflöte gesetzt, der Band MVB 104 für Tenor- und Bassblockflöte. Beiden Bänden sind etliche interessante Faksimiles beigefügt.
MVB 103: Jacob van Eyck, 12 Duette mit Variationen für Sopran- und Altblockflöte
MVB 104: Jacob van Eyck, 12 Duette mit Variationen für Tenor- und Bassblockflöte
Inhalt
1. Philis schoon Herderinne
2. Amarilli mia bella
3. d'Lof-zangh Marie
4. Prins Robbert Masco
5. Pavane Lacryme
6. Derde, Doen Daphne d'over
7. Batali
8. Wel Jan &c.
9. Engels Liedt
10. More palatino
11. Ballet de Grevelinge
12. Comagain
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Nachwort
Jacob van Eyck wurde etwa 1589/1590 geboren, vermutlich in Heusden bei Herzogenbusch, damals zu Holland gehörig, heute Hauptstadt der niederländischen Provinz Nordbrabant. Früh erlernte er die Kunst des Glockenspiels und wurde schnell eine Koryphäe auf dem Gebiet der Glocken. Schon 1619 wurde er mit der Verbesserung des Glockenspiels im Stadtturm von Heusden beauftragt. Nachdem 1621 der Heusdener Organist und Glockenspielmeister Dirck Jansz de Poorter gestorben war, wurden van Eyck offiziell die Wartungsarbeiten am Glockenspiel übertragen. Eine Reise nach Utrecht im Sommer 1624 brachte ihm den Auftrag, das Glockenspiel am Domturm, dem höchsten Kirchenturm in den Niederlanden, zu verbessern. Auch wurde er mit Arbeiten am Geläut der Stadthalle und verschiedener weiterer Kirchen betraut. Spätestens ab 1623 war van Eyck ein gefragter Glockenspieler und Experte für Glockenspiele. Für ein Salär von jährlich 350 Gulden übernahm er 1625 das Amt des Glockenspielmeisters am Dom von Utrecht. Mit einem Gehalt von 500 Gulden stieg er 1628 zum „Directeur van de klokwerken“ auf mit der Verpflichtung Unterricht zu erteilen. 1628 rühmte der Philosoph und Mathematiker René Descartes (1596-1650) van Eycks Fähigkeiten in einem Brief an den Theologen und Musiktheoretiker Marin Mersenne in Paris. Als Blockflötenspieler wird van Eyck erstmals 1640 erwähnt: Regnerus Opperveldt gab die Schrift „Ultrajectina Tempe, ofte S. Jans Kerck-Hoffs versch wandel-groen“, heraus, in der er den Garten der „Janskerk“ pries, in dem seit Juni desselben Jahres van Eyck den Auftrag durch die Stadt Utrecht hatte, Blockflöte zu spielen.

1644 veröffentlichte Paulus Matthysz in Amsterdam „Euterpe oft Speel-goddinne I“, einen Vorläufer des späteren „Fluyten Lust-Hof I“. Zwei Jahre später folgte der zweite Teil. 1649 bzw. 1654 erschienen dann die überarbeiteten und erweiterten Fassungen der beiden Bände des „Fluyten Lust-Hof“, die unserer Ausgabe zugrunde liegen. Noch 1649 bekam van Eyck eine Gehaltserhöhung mit der Auflage, die Besucher des Kirchhofs der „Janskerk“ am Abend mit seiner Flöte zu erfreuen. 1654 wurde van Eyck krank; er starb am 26. März 1657. Drei Stunden lang schlugen zu seinem Gedenken die Glocken der „Janskerk“ sowie des Doms von Utrecht.

Die zwölf Duette unserer Ausgabe sind fast alle dem „EERSTE DEEL“ von 1649 entnommen. Lediglich „Ballet de Grevelinge“ stammt aus dem „TWEEDE DEEL“ von 1654. Fünf Duette sind schon im Original zweistimmig. Die Herkunft der zweiten Stimmen der sieben anderen Duette erklärt der folgende Bericht.

1. Philis schoon Herderinne - Seite 2
Bei van Eyck original als Duett in D vorhanden.

2. Amarilli mia bella - Seite 6
Bei van Eyck original als Duett in D vorhanden.

3. d'Lof-zangh Marie - Seite 8
Bei van Eyck als einstimmiger Satz in D vorhanden. Originaltonart. Die zweite Stimme stammt vom Herausgeber nach zeitgenössischen Mustern.

4. Prins Robbert Masco - Seite 10
Bei van Eyck original als Duett in D vorhanden.

5. Pavane Lacryme - Seite 12
Bei van Eyck als einstimmiger Satz in D vorhanden. Originaltonart. Die zweite Stimme folgt dem Bass aus „Flow my tears“ (John Dowland, „The Second Book of Songs or Ayres“).

6. Derde, Doen Daphne d'over - Seite 16
Bei van Eyck als einstimmiger Satz in D vorhanden. Originaltonart. Die zweite Stimme stammt vom Herausgeber nach zeitgenössischen Mustern.

7. Batali - Seite 18
Bei van Eyck als einstimmiger Satz in C vorhanden. Die zweite Stimme stammt vom Herausgeber.

8. Wel Jan &c. - Seite 24
Bei van Eyck als einstimmiger Satz in D vorhanden. Originaltonart. Die zweite Stimme wurde nach der zweistimmigen Fassung von „Wel Jan wat drommel“ in „t’Uitnement Kabinet“ hinzugefügt.

9. Engels Liedt - Seite 26
Bei van Eyck original als Duett in C vorhanden.

10. More palatino - Seite 27
Bei van Eyck original als Duett in C vorhanden. Es existiert als „Vande Lombart“ eine weitere Fassung.

11. Ballet de Grevelinge - Seite 29
Bei van Eyck als einstimmiger Satz in F vorhanden. Originaltonart. Die zweite Stimme wurde nach dem 3-stimmigen Satz in „t’Uitnement Kabinet“ vom Herausgeber hinzugefügt.

12. Comagain - Seite 30
Bei van Eyck als einstimmiger Satz in C vorhanden. Die zweite Stimme folgt dem Bass aus „Come again sweet love doth now invite“ (John Dowland, „The Second Book of Songs or Ayres“).
Kritischer Bericht
(nicht in der Ausgabe abgedruckt)
1. Philis schoon Herderinne
Bei van Eyck original als Duett vorhanden. Vom Grundton D eine Quarte abwärts transponiert. Ansonsten keine Veränderungen. Es existiert eine weitere einstimmige Fassung.

2. Amarilli mia bella
Bei van Eyck original als Duett vorhanden. Vom Grundton D eine Quinte abwärts transponiert. Ansonsten keine Veränderungen. Es existieren zwei weitere einstimmige Fassungen.

3. d'Lof-zangh Marie
Bei van Eyck als einstimmiger Satz vorhanden. Originaltonart mit Grundton D. Die zweite Stimme wurde vom Herausgeber nach zeitgenössischem Muster hinzugefügt.
modo 2, Takt 23: cis’’ statt original c’’
modo 2, Takt 24: b’ statt original h’
modo 3, Takt 18: cis’’ statt original c’’
modo 3, Takt 23: cis’’ statt original c’’
modo 3, Takt 24: b’ statt original h’
modo 3, Takt 28: Ganze statt original Doppelganze

4. Prins Robbert Masco
Bei van Eyck original als Duett vorhanden. Vom Grundton D eine Quinte abwärts transponiert.

5. Pavane Lacryme
Bei van Eyck als einstimmiger Satz vorhanden. Originaltonart mit Grundton D. Die zweite Stimme folgt dem Bass aus „Flow my tears“ (John Dowland, „The Second Book of Songs or Ayres“). Es existiert eine weitere einstimmige Fassung bei van Eyck.

6. Derde, Doen Daphne d'over
Bei van Eyck als einstimmiger Satz vorhanden. Originaltonart mit Grundton D. Die zweite Stimme wurde vom Herausgeber nach zeitgenössischem Muster hinzugefügt. Es existiert eine weitere einstimmige Fassung bei van Eyck.

7. Batali
Bei van Eyck als einstimmiger Satz vorhanden. Vom Grundton C eine Quarte abwärts transponiert. Die zweite Stimme wurde vom Herausgeber hinzugefügt.
Takt 44: das Viertel im Original eine Oktave tiefer
Takt 46: das Viertel im Original eine kl. Sexte tiefer
Wilhelmus, Takte 30 - 37 im Original eine Oktave tiefer
Allarm, Takt 13: das letzte Viertel im Original eine kl. Terz höher
Ick wou wel …, Takt 9 bis Mitte 13 im Original eine Oktave tiefer

8. Wel Jan &c.
Bei van Eyck als einstimmiger Satz vorhanden. Originaltonart mit Grundton D. Die zweite Stimme wurde nach der zweistimmigen Fassung von „Wel Jan wat drommel“ in „t’Uitnement Kabinet“ vom Herausgeber hinzugefügt.
Lied Takt 8 (und entspr. Variationen) b’ statt original h’
modo 2, Takte 22, 23: im Original Viertel a’ a’ h’ d’’ a’ e’’
modo 3, Takt 23: fis’ statt original f’
modo 3, Takte 36, 37: 4 x Achtel c’ statt original cis’’

9. Engels Liedt
Bei van Eyck original als Duett vorhanden. Vom Grundton C eine Quarte abwärts transponiert. Es existiert eine weitere einstimmige Fassung bei van Eyck.

10. Ballet de Grevelinge
Bei van Eyck als einstimmiger Satz vorhanden. Originaltonart mit Grundton F. Die zweite Stimme wurde nach dem 3-stimmigen Satz in „t’Uitnement Kabinet“ vom Herausgeber hinzugefügt. Dadurch bedingt:
modo 2, Takt 3: zweites Achtel c’’ statt original d’
modo 2, Takt 6: die ersten beiden Achtel g’’ und f’’ statt original d’’ und h’
modo 2, Takt 7: das sechste Achtel g’ statt original a’
modo 2, Takt 11: das sechste Achtel c’’ statt original d’’
modo 3, Takt 1: das letzte Achtel f’ statt original e’
modo 3, Takt 3: die ersten beiden Achtel a’ c’’ statt original a’’ f’
modo 3, Takt 4: Achtel d’’ statt original b’ (in Modo 2 hat van Eyck selbst d’’ geschrieben)
modo 3, Takt 7: Achtel c’’ g’ d’’ e’’ statt original c’’ e’ d’’ f’
modo 3, Takt 9: wie in modo 2 statt original g’’ c’’ g’’ b’ g’’ c’’ e’’ a’’
modo 3, Takt 10: original Achtel f’’ d’ d’’ g’’ e’’ c’ c’’ f’
modo 3, Takt 11: original Achtel g’’ g’ e’’ c’ f’’ d’ g’’ e’
modo 3, Takt 12: die ersten beiden Achtel e’ g’’ statt original g’’ c’

11. More palatino
Bei van Eyck original als Duett vorhanden. Vom Grundton C eine Quarte abwärts transponiert. Es existiert als „Vande Lombart“ eine weitere einstimmige Fassung bei van Eyck.

12. Comagain
Bei van Eyck als einstimmiger Satz vorhanden. Vom Grundton C eine Quarte abwärts transponiert; einige Oktavierungen waren nötig. Die zweite Stimme folgt dem Bass aus „Come again sweet love doth now invite“ (John Dowland, „The Second Book of Songs or Ayres“).
In der zweiten Stimme wurden bei Modo 1 die Takte 12-16, bei Modo 2 die Takte 12-16 und 23-27 der Melodie angepasst. In der ersten Stimme ergeben die letzten sechs Takte von Modo 2 harmonisch keinen Sinn zur zweiten Stimme. Sie wurden daher durch die entsprechenden Takte aus Modo 3 ersetzt; dabei kleine Abweichungen in den Takten 31 und 32.
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