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MVB 25: „Festliche Musik“ Band 5

Die Reihe „Festliche Musik“ enthält in den Bänden 1 bis 4 eine Sammlung ungekürzter Sätze für alle festlichen Anlässe in progressiver Anordnung. Band 5 beinhaltet Georg Friedrich Händels komplette Feuerwerksmusik.
MVB 21: „Festliche Musik“ Band 1
MVB 22: „Festliche Musik“ Band 2
MVB 23: „Festliche Musik“ Band 3
MVB 24: „Festliche Musik“ Band 4
MVB 25: „Festliche Musik“ Band 5

Inhalt Band 5
1. Ouvertüre
2. Bourrée
3. La Paix
4. La Réjouissance
5. Menuet 1
6. Menuet 2
Nachwort
Die Feuerwerksmusik entstand als musikalischer Ausdruck politischer Ereignisse. 1740-48 wurde der Österreichische Erbfolgekrieg um die Erbfolge Maria Theresias in den habsburgischen Ländern geführt. Die Pragmatische Sanktion, ein von Kaiser Karl VI im Jahr 1713 verkündetes Hausgesetzt, welches die Unteilbarkeit des habsburgischen Länderbesitzes und die Regelung der Erbfolge aussprach, wurde von Bayern, Sachsen und Spanien mit Unterstützung von Frankreich nicht anerkannt. Maria Theresia musste sich ihr Erbe mit Hilfe von Großbritannien und den Niederlanden verteidigen. Mit Abschluss des Aachener Friedens vom 18. Oktober 1748 hatte sie zwar das italienische Herzogtum Parma-Piacenza abzutreten, erlangte jedoch sonst die allgemeine Anerkennung für ihre Erbfolge.

Im Gegensatz zu der geringen Bedeutung des Waffenstillstands für Britannien steht das riesige Ausmaß der Festlichkeiten, deren Vorbereitungen alsbald begannen. König George II äußerte den Wunsch, den glücklichen Friedensschluss durch eine repräsentative Veranstaltung unter freiem Himmel gebührend zu feiern. Um mit einigermaßen gutem Wetter rechnen zu können, wurde die öffentliche Feier auf den 26. April 1749 verlegt. Für ein Feuerwerk wurden italienische Feuerwerksspezialisten engagiert, für die Musik Georg Friedrich Händel beauftragt. Der Bau eines Pavillons, von dem aus die Mitglieder der königlichen Familie, sowie andere bedeutende Persönlichkeiten sehen sowie Händels Musik hören konnten, lag in den Händen des französischen Architekten und Bühnenbildners Jean Nicolas Servan, auch „Chevalier Servandoni“ genannt. Unter seiner Leitung wurde im lauf des Winters ein großer, kompliziert gebauter hölzerner Pavillon im Green Park errichtet.

Schon die öffentliche Hauptprobe war für Händel ein sensationeller Erfolg. Sie fand am 21. April um 11 Uhr morgens in den Vauxhall Gardens statt, deren Besitzer, Händels Freund und Verehrer Jonathan Tyers, für diesen Zweck auch seine Lampions und Laternen zur Verfügung stellte. 12000 Besucher kamen, die je eine halbe Krone zahlten. Das Gentleman’s Magazine berichtete: „Ein derartig großes Ereignis führte zu einer solchen Verkehrsstockung auf der London Bridge, dass während eines Zeitraums von 3 Stunden kein Wagen passieren konnte.“ Das große Feuerwerk im Green Park am 26. April 1749 war dagegen ein fragwürdiger Erfolg und endete beinahe mit einer Katastrofe. Die Salutschüsse erfolgten nicht nach Plan, viele Raketen gingen nicht los, andere setzen das neu errichtete Gebäude in Brand, was eine Panik in der großen Menschenmenge verursachte, mit vielen Verletzten im Gedränge der Flucht. Als ein Teil des Pavillons anfing zu brennen, „zog der Chevalier Servandoni, der das Gebäude entworfen hatte, das Schwert und stellte … den Kontrolleur des Geschützwesens und Feuerwerks. Dieser wurde entwaffnet und festgenommen, aber am nächsten Tag, als er Vergebung bat, wieder entlassen.“ Händels Musik jedoch wurde mit großer Bewunderung aufgenommen. 112 Mitwirkende sollen bei diesem Freiluftspektakel beteiligt gewesen sein.

Die Vorbereitungen für die gesamte Veranstaltung wurden von König George II selbst überwacht. Er legte ausdrücklich Wert darauf, dass Händel nur Instrumente militärischen Charakters verwendete. Händel selbst hatte an eine gemischte Besetzung für Streicher und Bläser gedacht, doch fügte er sich den Wünschen des Monarchen und verlangte in der Orchesterpartitur eine Besetzung von 9 Trompeten, 9 Hörnern, 24 Oboen, 12 Fagotten und einem Kontrafagott, 3 Paar Kesselpauken sowie ein Paar Trommeln. Zwar finden sich auch Eintragungen für das Mitwirken von Streichern, doch sind sie zumindest für die Ouvertüre, die Bourree und La Paix erst nachträglich angebracht, was die Position dieser Einträge neben den in der Mitte der Notensysteme stehenden Bläserangaben vermuten lässt. Eine Aufführung in gemischter Besetzung für Streicher und Bläser fand dann aber bereits am 27. Mai 1749 bei einem Wohltätigkeitskonzert zugunsten des Foundling Hospitals statt, in dessen Ausschuss Händel kurz vorher gewählt worden war.

Weitere vermutlich nachträglich hinzugefügte Angaben, die allerdings meist nicht sehr sorgfältig geschrieben wurden, betreffen die Wiederholungen und Besetzungen einzelner Sätze. So steht bei Bourree „2 fois“ und „La seconda volta senza Hautb. e Bassons“, bei La Rejouissance „The second time by the French Horns and Hautbois without Trumpets and Kettle Drums“ und „The third time all together“ beim Menuet I „2 fois“ sowie beim Menuet II „La seconda volta colli Corni da Caccia, Hautbois et Bassons“ und „La terza volta tutti insieme and Side Drums“.
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Die vorliegende Ausgabe für Blockflöten-Quartett gibt den Notentext sämtlicher Sätze ungekürzt wieder. Statt in der Originaltonart D-Dur bzw. d-moll (Bourree und Menuet I) steht die Blockflötenfassung nun in C-Dur bzw. c-moll. Teilweise mussten einzelne Töne oktaviert oder ganze Passagen zwischen den Stimmen vertauscht werden, um das Notenmaterial dem Umfang der Blockflöten anzupassen bzw. ein klanglich besseres Ergebnis zu erzielen. Grundsätzlich wurden Zusammenklänge von Sexten denen von Terzen bzw. die weite Lage gegenüber der engen Lage bevorzugt. Hierdurch wird das Auftreten von Kombinationstönen weitgehend vermindert sowie das Mehrfachbesetzen der einzelnen Stimmen ermöglicht. Wie im Original treten in der Ouvertüre und in La Rejouissance Pauken hinzu.

Als Besonderheit stehen in der Ouvertüre über dem Bass 3 Hörner, 3 Trompeten und 3 Oboen, die chorisch eingesetzt werden - mal sich abwechselnd, mal gemeinsam spielend. Zwar kann durch eine reine Blockflöten-Aufführung nicht der originale Kontrast der Klangfarben realisiert werden, wohl aber die unterschiedliche Dynamik sowie auch eine räumliche Wirkung. Mit den Buchstaben H, T und O in Kästchen ist sowohl in der Partitur als auch in den Einzelstimmen angedeutet, welche Instrumentengruppe den entsprechenden Abschnitt übernimmt. Hierfür ist der Einsatz von drei Blockflöten-Quartetten bzw. -Spielkreisen erforderlich, stellvertretend für die Hörner, Trompeten und Oboen. Dementsprechend bezeichnet sind sowohl die Partitur als auch die Einzelstimmen. Selbstverständlich kann die Ouvertüre auch nur von einer Blockflötengruppe gespielt werden. Als Kernsatz der Feuerwerksmusik stellt sie ein Glanzstück für ein Blockflöten-Esemble dar.
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